Nicht nur, dass der 19-Jährige, der mit 15 aus seinem Heimatland Mali floh, inzwischen sehr gut Deutsch spricht. Er macht sich auch in der Küche des Schweinfurter Kolping-Gasthauses „HandWerk“, wo er seit September den Beruf des Kochs erlernt, einfach prima. „Ich muss ihm einmal etwas sagen, und er hat es verstanden“, so der Küchenmeister.
Das Kochen hat Amadou Keita schon immer interessiert. Oft ging er seiner Mutter zur Hand, wenn sie für die Familie eine Mahlzeit zubereitete. Was in Mali gegessen wird, erfahren die Gäste des „HandWerks“ durch ein Gericht mit Maispoulardenbrust, Couscous und fruchtiger Erdnusssoße, das Amadou Keita in der Speisekarte offeriert. So also schmeckt es in Westafrika! Amadou Keita lächelt: „Nun ja, so ähnlich.“ In Mali isst man diese Speise wesentlich schärfer. Doch der Teenager weiß, dass es deutsche Zungen sanfter mögen. „Darum haben wir das Gericht zusammen abgewandelt“, sagt Köchig.
Koch zu lernen, das war vor einiger Zeit „in“. Die Kochsendungen im Fernsehen verlockten junge Leute, in diese Ausbildung einzusteigen. Allerdings sprang so mancher Azubi bald wieder ab. Denn der Beruf des Kochs ist nicht nur äußerst kreativ – sondern phasenweise auch äußerst stressig. Vor allem jetzt in der Adventszeit hat das zehnköpfige Team des vom Kolping-Bildungszentrum Schweinfurt gegründeten Inklusionsunternehmens „HandWerk“ alle Hände voll zu tun. Doch Amadou Keita kommt gut damit klar, wenn es hektisch zugeht. Genau dann hält das Team fest zusammen. „Wir sind hier wie eine Familie“, sagt Köchig.
Auch Maria Kraft, Geschäftsführerin des Kolping-Bildungszentrums, ist vom Azubi des Gasthauses begeistert. Nichts würde sie sich mehr wünschen, als dass Amadou Keita nach seiner Ausbildung im „HandWerk“ bleiben könnte. „Im Augenblick hat er subsidiären Schutz“, erklärt sie. Während der Lehrzeit wird der junge Mann also auf keinen Fall abgeschoben. Je nachdem, wie sich die Lage im Bürgerkriegsland Mali entwickelt, kann er vielleicht auch danach noch bleiben. Was sich alle im Team wünschen.
Kontakt zum Kolping-Bildungszentrum hat Amadou Keita schon länger. Im Mai 2015 kam er ins Kolping-Jugendwohnen. Bis zu seinem 18. Lebensjahr wurde er von den Pädagoginnen und Pädagogen des Teams unterstützt. Inzwischen hat er ein eigenes Zimmer. „Das ist nur fünf Minuten vom Gasthaus entfernt“, so der Afrikaner. Dass er nach wie vor an Kolping angebunden ist, schätzt er sehr. Denn immer wieder mal trudelt ein behördliches Schreiben ein, das er trotz seiner guten Deutschkenntnisse nicht versteht. Im Kolping-Bildungszentrum findet er immer jemandem, der den Brief kurz mit ihm durchgeht und ihm den Inhalt erklärt.
Amadou Keita hat das Gefühl, in Schweinfurt durchweg auf Akzeptanz und Solidarität zu stoßen. Auch mit den Gästen des Restaurants hat er bisher nur gute Erfahrungen gemacht. „Wenn ich mal kurz aus der Küche gehe, zum Beispiel, um mir ein Glas Wasser zu holen, werde ich oft angesprochen“, sagt er. Vorzugsweise von jenen Gästen, die sein malisches Gericht ausprobiert haben. Alle, so Keita, waren bisher voll des Lobes.
Keinerlei Schwierigkeiten gehen mit der Tatsache einher, dass Amadou Keita Muslim ist. „Ich bereite trotzdem sämtliche Gerichte mit Schweinefleisch zu“, sagt er. Natürlich muss er das, was er kreiert hat, auch kosten. Womit Keita ebenfalls keine Probleme hat. Er ist zwar religiös: „Deshalb versuche ich, jeden Freitag zum Freitagsgebet in die Moschee zu gehen.“ Doch er hält sich nicht mit Formalien wie dem Schweinefleischverbot auf.
Wer seinen Glauben leben will, sollte auf andere Dinge achten, findet der reflektierte junge Mann. Gläubig zu sein, bedeutet für ihn, sich darum zu bemühen, ein guter Mensch zu werden. Dass ihm das super gelingt, bestätigt ihm jeder, der in Schweinfurt mit ihm zu tun hat.